"Traum oder Trauma?
Cabriofahren gilt als cool
Wer ein Auto offen bewegt, gilt selbst als kommunikativer, extrovertierter Mensch – Studien haben bereits solche Unterschiede belegt. Und Cabriofahren gilt als cool. Keine Frage: Wer oben ohne unterwegs ist, erzielt auch in Durchschnittswagen mehr Aufmerksamkeit, als es selbst in exklusiven, geschlossenen Fahrzeugen möglich ist – ein Fall für alle Selbstdarsteller also. .
Cabriofahren ist Typsache
Jenseits dieses eher zweifelhaften Vorteils haben Autos, offen bewegt, objektive Vorteile, die dann doch auch wieder subjektiver Natur sind. Das Erlebnis Autofahren ist sehr viel intensiver als in geschlossenen Fahrzeugen, die ihrer fortgeschrittenen Geräuschdämmung wegen ja immer komfortabler und somit leiser und irgendwie „aseptischer“ werden. Im Cabrio werden Autofahren und Natur herum dagegen geradezu potenziert erlebt, vor allem auf Panoramastrecken wie Alpenpässen. Nicht nur Licht und Luft, auch Gerüche und Geräusche dringen klarer zu den Insassen vor – eine frisch gemähte Heuwiese etwa kommt nicht pollen-gefiltert-schwach über die Klimaanlage, sondern riecht so, als stünde man mittendrin. Wen das alles kalt lässt, ist ganz offensichtlich kein Cabriotyp. Wer sich von dieser Art Erlebnis jedoch spontan inspiriert fühlt, wird sich in einem geschlossenen Auto geradezu eingesperrt vorkommen. Ganz klar: Cabriofahren kann infizieren.
Nachteile am Cabrio
Die Risiken und Nebenwirkungen sind überschaubar. Cabrios sind, geschlossen gefahren, häufig noch immer lauter als herkömmliche Autos. Ganz besonders gilt dies für die meist etwas puristischer ausgelegten Roadster. Bei den Zweisitzern ist es auch mit der Verwirbelungsfreiheit nicht weit her. Die Windschotts sind – function follows form – meist eher rudimentär ausgelegt und nicht sonderlich effektiv, hintere Seitenscheiben fehlen. Offene Viersitzer sind da deutlich besser, zumindest für die Vorderleute. So oder so wiegen offene Autos wegen der nötigen Karosserieversteifungen mehr als ihre geschlossenen Pendants. Wer die Werksangaben vergleicht, wird etwas schlechtere Fahrleistungen ebenso bemerken wie den leicht höheren Verbrauch. Während dies eher nebensächliche Nachteile sind, fällt der Raumverlust deutlich aus: Der Kofferraum wird meistens vom aufgeklappten Dach mehr oder weniger eingeschränkt. Umklappbare Rücksitze bietet fast kein Cabrio – um die Variabilität der Karosserien ist es also schlecht bestellt. Als komplettes Auto für alle Fälle taugt ein Cabrio also nur bedingt.
Die finanzielle Seite
Cabrios sind in Erstanschaffung und erst recht gebraucht deutlich kostspieliger. Second-Hand kosten offene Autos bis zum doppelten der vergleichbaren geschlossenen Variante. Das fordert vom Gebrauchtkäufer hohe Einstandspreise, beschert aber dem Neukäufer einen erfreulich niedrigen Wertverlust. Höher sind im Regelfall die Unterhaltskosten. Insbesondere die Teilkasko schlägt wegen der leicht kaputtbaren Stoffdächer gnadenlos zu. Bei Fahrzeugen mit Textilkapuze ist irgendwann neuer Stoff fällig. Besonders dann, wenn das Auto auch im Winter genutzt wird. Gefrierende Feuchtigkeit setzt dem Material zu. Abhilfe schaffen Hardtops. Diese festen Kunststoffdächer kommen im Winter aufs Cabrio, brauchen aber ansonsten Stellplatz und müssen ja auch zunächst bezahlt werden."